Ss. Anna und Joachim-Kapelle in Heckentrup


 

„Ein stiller Ort am Wegesrand,

erbaut durch unserer Jugend Hand,

hier kehre ein und mache Rast

und lege ab des Tages Last.“

 

Die oben genannten Zeilen schrieb ein Besucher der St.-Anna-und-Joachim-Kapelle ins Gästebuch. Seit 1995 steht die Kapelle in der Bauerschaft Heckentrup am Wegesrand. In dieser Zeit hat sie sich zu einer regelrechten Pilgerstätte entwickelt, die von Wanderern und Radfahrern gerne aufgesucht wird.

Im Jahre 1721 wurde in Heckentrup die erste Kapelle gebaut, in der Nähedes heutigen Esselschen Kreuzes. Sie wurde der Hl. Anna, der Mutter Marias, geweiht. Stifter dieser Kapelle war der Herzfelder Pfarrer Ernst Stieffgen, der damit vielen Bewohnern der Bauerschaft einen langen Kirchweg ersparte. Sie war ein barocker Fachwerkbau von ca. 10 m Länge und 5 m Breite. Das Walmdach war mit Pfannen gedeckt und mit einem aufgesetzten Glockentürmchen versehen. An der Spitze trug es ein geschmiedetes Kreuz. Zusammen mit der in unmittelbarer Nähe 1878 erbauten Schule war die Kapelle Jahrzehnte Mittelpunkt der Bauerschaft Heckentrup und Teilen der Bauerschaften Schachtrup und Höntrup. Als am 9. November 1904 die Schule abbrannte, wurde die Kapelle bis zur Einweihung der neuen Schule am 6. Januar 1906 für den Unterricht der Schüler genutzt.

Obwohl immer wieder einige Reparaturen durchgeführt wurden, verschlechterte sich der bauliche Zustand bedenklich. 1020 musste die Kapelle schließlich abgebrochen werden.

Das noch brauchbare Eichenholz wurde an den Bäckermeister Heinrich Meier verkauft, der daraus einen Stall errichtete, der heute noch als Garage genutzt wird. Der Altarstein fand auf dem Hof Beckvogt als Treppenstein Verwendung, zwei barocke Heiligenfiguren, Ss. Anna und Joachim, die Eltern der Hl. Maria, befinden sich heute in der St. Anna-Kapelle auf dem Hof der Familie Uelentrup-Kleiknop. Eine viel ältere Madonnenstatue war zwischenzeitlich bei der Familie Gottlob und der Familie des ehemaligen Lehrers der Heckentruper Schule Klein-Reesink. Dank des Einsatzes von Norbert Kleiter ist sie jetzt wieder in der Ss. Anna und Joachim-Kapelle.

Der Plan, eine neue Kapelle oder einen Bildstock zu errichten wurde durch Inflation, Kriegs- und Nachkriegsjahre nie verwirklicht, bis im Jahre 1995 im Rahmen der „72-Stunden-Aktion – KLJB gestaltet das Land“ auf Initiative der Projekt-Patin Maria Orthues diese Kapelle an ihrem jetzigen Standort erbaut werden konnte. Sie entstand nach Plänen der Architektengruppe Spangenmacher und Hopf, Sünninghausen, die sich an der alten Kapelle orientierten.

In einer beispiellosen Aktion bei widrigem Wetter gelang es der Landjugend mit Unterstützung des Kirchenvorstandes und der Gemeinde Lippetal sowie den Spenden vieler Firmen und Einzelpersonen diese Kapelle in der Nähe des alten Standortes zu errichten. Der Altarstein und das Dachkreuz der alten Kapelle wurden dankenswerter Weise von den Familien Beckvogt und Meier zur Verfügung gestellt.

Der kleinen Glockenturm hängt eine neue Glocke aus der Glockengießerei in Gescher mit der Inschrift „Anna und Joachim KLJB 1995“.

Unter großer Anteilnahme der Gemeinde und von Abordnungen vieler Vereine wurde die Kapelle am 2. April 1995 von Weihbischof Friedrich Ostermann gesegnet.

Die neu gegründete Kapellengemeinschaft übernahm die Pflege und Unterhaltung der kleinen Kapelle am Wegesrand.